Erste Besiedlung
Auf Stichen aus dem 19. Jahrhundert ist über dem Städtchen Tharandt auf dem Aussichtspunkt des Felssporns ein Pavillon zu sehen – ähnlich dem, der auf der gegenüberliegenden Talseite als „Sonnentempel“ bekannt ist.
Mit der Entstehung des Sanatoriums Dr. Haupt (heute Rathaus der Stadt Tharandt) wurde der Hang oberhalb des Kurgebäudes bis zur Johannishöhe für die Gäste des Sanatoriums erschlossen. Davon künden noch heute viele von Trockenmauern gesäumte Wege und ehemalige Sonnenterrassen. Der Pavillon am Aussichtspunkt war zu diesem Zeitpunkt bereits Geschichte, aber eine Bank bot den Aussichtssuchenden Gelegenheit zur Erholung nach dem Aufstieg.
Die Ära Weiser
Das heute noch auf der Johannishöhe stehende Wohnhaus wurde durch Familie Weiser aufgebaut. Das geschah irgendwann zwischen 1898 und 1914. Zuvor soll es auf einer Freiluft-Ausstellung in Dresden möglicherweise als Eingangsgebäude errichtet worden sein.
Familie Weiser erschloss die Johannishöhe. Mit Wasserleitung, Garten, Ziegen– und Hühnerhaltung entstand eine Selbstversorgerwirtschaft. Im Sommer kamen Dresdner Kunstschaffende zur Sommerfrische zu Weisers. Aus dieser Zeit gibt es Ansichtskarten mit dem „Blick von Weisers Villa“.
Nach dem Krieg wurden mehrere Umsiedlerfamilien im Anwesen untergebracht. So lebten bis zu fünf Familien im Haus und auf dem Gelände.
Anfang der 50er Jahre endete die Ära Weiser auf der Johannishöhe. Die Familie sah sich mehr oder weniger zwangsweise dazu veranlasst, das Gebäude an den Staat zu verkaufen.
Die volkseigene Johannishöhe
Die Volkseigene Handelsorganisation (HO) Luckau bekam das Haus. Ab jetzt erholten sich auf dem Berg Familien. Außerdem fanden Kinderferienlager statt. Doch das Gebäude war nicht für eine so lange Nutzungsdauer konzipiert. Es konnte auch wegen des allgemein herrschenden Baumaterialmangels schlecht erhalten werden. Ende der 80er Jahre gab die HO Luckau das Gebäude auf, das nun Verfall und Zerstörung ausgesetzt war.
Die Rettung des Hauses
Für das Haus brachte die Wende die Rettung. Bereits 1987 und 1988 hatten sich an der TU Dresden an verschiedenen Sektionen Umweltgruppen gegründet, die sich im Wendeherbst 1989 zur noch heute existierenden TU-Umweltinitiative (TUUWI) zusammenschlossen. Die TUUWI kämpfte u.a. dafür, dass alle Studierenden an der TU Dresden eine Grundlagenausbildung Ökologie und Umweltschutz erhalten. Um diese Lehrinhalte erlebbar zu machen, suchte eine Studierendengruppe nach einer Immobilie und stieß dabei auf das Gebäude auf der Johannishöhe. Mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Sachsen und der DBU sowie der Fürsprache von Persönlichkeiten und vielen unbezahlten Aufbaustunden konnte das Haus saniert werden. Bei der Sanierung fanden bereits in den 90er Jahren bekannte Öko-Techniken Anwendung: Solarthermie, Holzheizung, Komposttoilette, Pflanzenkläranlage, Zelluloseflockendämmung und ab 2001 auch Photovoltaik.
Heute wohnen auf der Johannishöhe zwei Familien, die gemeinsam das Umweltbildungshaus und den Landwirtschaftsbetrieb Johannishöhe betreiben.
Umweltbildungshaus Johannishöhe
Nach der Sanierung nahm im Jahr 1996 das Umweltbildungshaus seinen Betrieb auf. In den Veranstaltungen geht es um ökologische Themen im engeren und weiteren Sinn – Energie und Klima, Landwirtschaft und Ernährung, Handwerk, aber auch die Frage, wie wir zusammen leben wollen, um gemeinsam die Herausforderungen der Zeit zu meistern, stehen auf dem Programm. Gäste bekommen dabei auch immer die Gelegenheit, die Besonderheiten des Hauses kennenzulernen und zu erleben.
Unser aktuelles Programm finden Sie hier.
Landwirtschaftsbetrieb Johannishöhe
Seit 2010 gibt es den Landwirtschaftsbetrieb Johannishöhe. Aus Überzeugung bio-zertifiziert achtet dieser bei der Erzeugung von regionalen Lebensmitteln und Saatgut auch auf den Erhalt der Agro-Biodiversität u.a. durch Hecken- und Obstpflanzungen und die Vermehrung vieler alter Sorten in der Saatgutgärtnerei. Er versorgt auch die Bewohner:innen und Gäste des Hauses mit frischen lokalen Lebensmitteln. Neben den direkt angrenzenden Flächen auf der Johannishöhe werden auch Felder in Kleinopitz und Grumbach bewirtschaftet.
Die Produkte gibt es auf dem Naturmarkt Tharandter Wald – immer am 1. und 3. Sonnabend im Monat in Tharandt, Pienner Straße 1 – sowie in verschiedenen Naturkostläden in der Region (u.a. Frau Müller Tharandt, Nahrungsquell Dresden Plauen, Filialen der Verbrauchergemeinschaft Dresden e.G.)
Übersetzungen
Johannishöhe – včera a dnes | Johannishöhe – past and present