Am 10. November 2022 wurde erstmalig ein Lärmaktionsplan durch den Tharandter Stadtrat beschlossen. Wir sind froh, dass es in Tharandt den Beschluss endlich gibt. Wir, vor allem Jens, haben aber viel mehr Kraft in dieses Thema stecken müssen, als wir zuvor je geglaubt hätten. Fast zwölf Jahre Beharrlichkeit und viele Stunden unbezahlter – sogenannter ehrenamtlicher – Arbeit bedurfte es, um diese verbindliche Planung zu schaffen. Die Aufstellung einer solchen Planung ist eine Pflichtaufgabe vieler Kommunen. Und doch wird dieses Instrument zur Verbesserung der Lebensqualität vielerorts ignoriert oder ausgesessen.
Am 30. November 2010 luden wir gemeinsam mit dem Bundesverband der Grünen Liga e.V. zum Lärmspaziergang durch Tharandt ein. Die Grüne Liga hatte damals ein Projekt, mit dem sie Kommunen und Interessierte über die Umgebungslärmrichtlinie der EU und deren Umsetzung durch Kommunen informierte. Projektleiter Marc Wiemers erläuterte den Interessierten und dem Reporter der Sächsischen Zeitung, dass nun auch die Forststadt eine Lärmkartierung machen muss, von der ein Lärmaktionsplan abgeleitet wird.
Ende 2013 beschloss der Stadtrat auf Vorschlag von Jens Heinze die Einberufung einer Arbeitsgruppe (AG) Verkehr mit dem Ziel, die Grundlagen des Lärmaktionsplanes zu erarbeiten. Diese AG konstituierte sich im Dezember 2013 und die Sächsische Zeitung berichtete. Es fand sich eine Gruppe von bis zu acht Männern zusammen, die sich zum Ziel setzte, Vorschläge für Maßnahmen zu erarbeiten, die vor allem den modal split – die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsträger oder Verkehrsmittel – zugunsten lärmärmerer Verkehrsmittel zu verschieben. Strategien sind dabei die Förderung des Fuß- und Fahrradverkehrs, attraktiverer ÖPNV sowie Verstetigung und Verminderung des Verkehrsaufkommens insgesamt. Im November 2015 wurde auf Anregung der AG das Lärm-Untersuchungsgebiet über den gesetzlichen Rahmen hinaus auf alle Staatsstraßen in der Stadt Tharandt ausgedehnt. Die SZ berichtete. Ein Entwurf des Maßnahmenplans wurde im Internet veröffentlicht (wieder berichtete die SZ) und im März 2017 dem Stadtrat vorgestellt. Am 13. Juni 2017 fand eine öffentliche Veranstaltung zu dem Thema statt. Dort eingebrachte Vorschläge und Anregungen des Publikums wurden eingearbeitet und schließlich wurde das Ganze an die Stadtverwaltung Tharandt übergeben. Diese sollte das Maßnahmenbündel durch Fachkundige prüfen und in die für den Lärmaktionsplan notwendige Form bringen lassen. Optimistisch schrieb die SZ im Oktober 2018, dass die Tharandter bald weniger dem Verkehr ausgesetzt sein sollen. Doch es dauerte bis zum Juni 2022, dass der Lärmaktionplan vorlag. Beschlossen wurde er schließlich im November 2022. Jetzt geht das gesamte Maßnahmenbündel nicht nur nach Dresden und Brüssel, sondern auch zu den sogenannten “Straßenbaulastträgern”, also denjenigen, die die Maßnahmen umsetzen müssen. Im Fall von Tharandt sind das die Verkehrsbehörde des Landkreises und das Landesamt für Straßenbau und Verkehr.
Rückblickend fragt man sich dann doch, warum man so viel Zeit mit einem Thema verbringt, das uns hier oben auf dem Felssporn nicht unmittelbar betrifft. Aber es geht dabei um Lebensqualität – zuallererst für die Anwohner der Staatsstraßen, aber auch für uns, die wir durch die Stadt laufen oder fahren, und für die Gäste unserer Stadt. Und es geht um Gesundheitsschutz, vor allem für all die Kinder, die einen Teil ihres Lebens im lauten Tal verbringen. Dafür lohnt sich der Einsatz, auch wenn es nicht verständlich ist, dass die Bürokratie bei solch wichtigen Themen so entschleunigt arbeitet.